Von der Organtransplantation zur Biofabrikation
Axel Haverich, Medizinische Hochschule Hannover
Holger Blume, Leibniz Universität Hannover
Kurzfassung
In den knapp 50 Jahren nach der ersten Herztransplantation im Jahr 1967, hat die Transplantationsmedizin signifikante Fortschritte und innovative Durchbrüche verzeichnet. Trotz dieser großen Fortschritte verbleiben noch zahlreiche wesentliche Herausforderungen. Der ansteigenden Zahl der Transplantationen steht die begrenzte Anzahl verfügbarer Spenderorgane gegenüber. Komplikationen wie akute Abstoßungen oder Infektionen führen häufig zu einem vorzeitigen Funktionsausfall von transplantierten Organen. Bis vor kurzem konnte ein geschädigter Herzmuskel nicht ersetzt werden und der Einsatz künstlicher Herzklappen erforderte die lebenslange Einnahme starker gerinnungshemmender Medikamente. Im Falle von jungen Patienten mussten eingesetzte künstliche Herzklappenprothesen alle paar Jahre erneut operiert werden. Diese Herausforderungen waren wesentliche Treiber für Forschung und Entwicklung von Alternativen für die solide Organtransplantation.
Mit Methoden des Tissue Engineering können heute Implantate für den Ersatz oder zur Wiederherstellung geschädigter Organe entwickelt werden (z.B. Herzklappen, Gefäßprothesen, Herzmuskelersatz). Neue Konzepte in der Forschung zielen darauf ab, einen „neuen“ Herzmuskel zu züchten und mitwachsende biologische Herzklappen zu generieren. Bioartifizielle Organe bieten Lösungswege, um die Probleme herkömmlicher Implantate (Infektionsrisiko und Thrombose) zu umgehen. Durch „Biofabrication“, d.h. die Entwicklung von biologischen und biofunktionalisierten Implantaten, können zukünftig personalisierte Implantate gezielt für den individuellen Patienten angefertigt werden.
Für die Entwicklung personalisierter Implantate ist eine intensive inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit von Forschern aus den Natur- und den Ingenieurswissenschaften sowie der Medizin notwendig, z.B. in der Entwicklung neuer Materialien und Bearbeitungstechniken, Funktionalisierung von Materialien, Energieversorgung von Implantaten und Signalverarbeitung. Es zeigt sich immer mehr, dass die transdisziplinäre Vernetzung von Natur-, Ingenieurswissenschaften und der Medizin entlang der gesamten Prozesskette ganz neue technologische Möglichkeiten und Lösungswege in der Implantatentwicklung und ein hohes Potential für innovative Lösungen entstehen lässt.
Der Vortrag zeigt Wege auf, wie durch Kooperation von Mikroelektronik und Chirurgie personalisierte Implantate für den Gewebe- und Organersatz erforscht und entwickelt werden, die im Zukunft als Ersatz für die Organtransplantation dienen können.
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