Marktwirtschaftliche und strategische Bedeutung

Wesentliche Motivation für die Initiierung von PRODUKTIV+ ist die Erkenntnis, dass die Steigerung von Entwurfseffektivität und -produktivität ein wesentliches Kriterium im Wettbewerb der Mikroelektronikstandorte ist. Die Ermittlung, welchen Grad an Produktivität ein Standort besitzt und welche Investitionen notwendig sind, um eine gewünschte Steigerung an Produktivität zu erreichen, soll durch die Arbeiten in PRODUKTIV+ ermöglicht werden.

Der Produktivitätsbegriff im Chipentwurf wird objektiviert und die Entwurfsproduktivität somit messbar. Die erfassten Daten fließen in betriebswirtschaftliche Kennzahlensysteme ein und dienen so als Grundlage für Investitionsentscheidungen. Die in PRODUKTIV+ angestrebte Automatisierung wird es ermöglichen, die Projektergebnisse auf der sicheren Basis eines umfassenden Datenbestandes zu bewerten und gesicherte Schlussfolgerungen für weitere Arbeiten zu ziehen. Die Ekompass-Partner werden in die Lage versetzt, mögliche Verbesserungen ihrer Designsysteme bezüglich der Auswirkungen auf die Produktivität zu bewerten und anhand dessen gezielt Schwerpunkte für weitere Forschungsvorhaben zu setzen. Damit wird die Ausrichtung zukünftiger Arbeiten innerhalb des Förderschwerpunkts optimal unterstützt.

Aus Unternehmenssicht ermöglichen die Ergebnisse von PRODUKTIV+ es, die Entwurfsprozesse zielgerichtet zu steuern und zu verbessern und damit den Einsatz knapper Ressourcen zu optimieren. Gleichzeitig wird durch die gesteigerte Genauigkeit der Prognose das mit den Projekten verbundene Risiko verringert. Die deutschen Standorte der beteiligten Unternehmen werden dabei einen Technologie­vorsprung aufbauen, der mindestens der Laufzeit des Vorhabens entspricht. Über das Kompetenznetzwerk des edacentrum steht die Technologie auch anderen Unternehmen zur Verfügung, die in Deutschland Halbleiter entwickeln und fertigen. Damit wird die Konkurrenzfähigkeit im globalen Wettbewerb nachhaltig gestärkt, was einen bedeutenden Beitrag des Vorhabens zur nationalen Standortpolitik darstellt.

Das im Rahmen dieses Projektes erarbeitete Referenzsystem bietet das Potenzial, als internationaler Standard etabliert zu werden. Die beteiligten oder über das nationale EDA-Netzwerk assoziierten Firmen haben den Vorteil, den Standard mit zeitlichem Vorsprung vor den Mitbewerbern zu implementieren und als erste die erforderliche Infrastruktur aufzubauen, um die zukünftigen Entwurfsaufgaben trotz ihrer enormen Komplexität effizient und effektiv ausführen zu können. Damit entstehen zuerst in Deutschland zukunftsfähige Entwicklungsstandorte für nanoelektronische Produkte.

Durch die mit dem Entwurf nanoelektronischer Systeme erzielbare hohe Wertschöpfung bei gleichzeitiger Optimierung der Entwurfskosten mit Hilfe der Ergebnisse von PRODUKTIV+ entstehen Arbeitsplätze, die dem hohen deutschen Lohnniveau angemessen sind und damit zur Sicherung des Wohlstands beitragen. Die Projektergebnisse selbst ermöglichen den Aufbau von neuartigen Dienstleistungen. Am Projekt beteiligte Firmen wie Cadence und das edacentrum sowie auch neu zu etablierende Beratungsunternehmen werden der Mikroelektronikindustrie Leistungen im Bereich Benchmarking und Prozessverbesserung anbieten. Damit entstehen mittelbar durch das Projekt neue Arbeitsplätze. Mittelfristig besteht das Potenzial, die Projektergebnisse für andere Branchen, in denen ingenieurmäßig Entwurfsarbeiten durchgeführt werden, anzupassen und zu erweitern, wodurch der Arbeitsplatzeffekt vervielfacht wird.