Elektroautos: BMW und Daimler rufen nach Subventionen

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25.11.2010
Mit der Einführung des Elektroantriebs steht die Autoindustrie vor einer der größten Umwälzungen ihrer Geschichte. Derzeit kommen die ersten Modelle auf den Markt - allerdings zu horrenden Kosten. Deshalb fordern Autobauer wie Daimler und BMW sowie Vertreter der Branche Subventionen vom Staat, um den Absatz anzukurbeln. Angesichts der Milliardengewinne der Autobauer stößt der Ruf nach dem Staat aber auf Widerstand aus der Politik.
Daimler fordert Kaufprämie für Elektroautos
Erst vor wenigen Tagen hat sich Daimler für eine Kaufprämie bei Elektroautos ausgesprochen. "Elektrofahrzeuge brauchen mindestens zu Beginn zusätzlich Kaufanreize, um sich als neue Technologie am Markt zu etablieren", sagte Daimler-Forschungsvorstand Thomas Weber der "Frankfurt Allgemeinen Zeitung". Ohne eine solche Kaufprämie könne Deutschland das Ziel der Bundesregierung verfehlen, bis 2020 eine Million Elektroautos in Deutschland auf die Straße zu bringen. In anderen Ländern wie Frankreich, den USA oder in Japan gibt es solche Prämien.
BMW-Chef fordert Änderungen beim Dienstwagen-Privileg
BMW-Chef Reithofer setzt indes auf eine Neuinterpretation bestehender Subventionsmodelle, etwa des Dienstwagen-Privilegs. "Anstatt jetzt neue Maßnahmen zu erfinden, kann es intelligenter sein, heute schon vorhandene Steuern intelligent zu modifizieren - etwa wenn es um den Betrieb von Elektrofahrzeugen in Fuhrparks von Unternehmen geht", sagte er in einem Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung". Deutschlands Autobauer müssten sich beeilen, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen. "Die Elektromobilität kommt. Für Autohersteller, die da zögern, wird es verdammt eng werden", sagte er dem Blatt.
Zugleich warnte der BMW-Chef die boomenden Autobauer, sich beim Wachstum zu sehr auf den chinesischen Automarkt zu verlassen. Breche dieser ein, beträfe es alle, sagte er. Daher strebe man beim Absatz "ein ausbalanciertes Verhältnis zwischen Europa, Asien und Amerika an."
Elektroauto: VDA für Förderung von Batteriefabriken
Ein anderes Subventionsmodell bringt derweil der Chef des Verbandes der Deutschen Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, ins Gespräch. Wissman fordert eine staatliche Förderung von Batteriefabriken für Elektroautos. "Für die Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland ist eine weltweit wettbewerbsfähige Batterie- und Zellproduktion entscheidend", sagte der oberste Verbandsvertreter der Autoindustrie dem "Handelsblatt". "Dazu ist eine intelligente Förderkulisse von Forschung, Entwicklung und Industrialisierung - auch von Pilotfertigungsanlagen - genauso wichtig wie die Stärkung der universitären Landschaft in der Elektrochemie". Er forderte "mehr als eine Batteriefabrik", um international "führend zu werden".
Elektroauto: "Das sollen Daimler & Co. ruhig selbst bezahlen"
Die Bundesregierung lehnt allerdings neue Subventionen, etwa eine direkte Förderung durch Kaufanreize, ab. "Es ist nicht Sache des Staates, das Konsumverhalten der Bürgerinnen und Bürger mit Kaufprämien zu lenken. Das verzerrt den freien Wettbewerb", sagte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) der Zeitung. Auch Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) lehnt dies ab: "Man sollte den zweiten nicht vor dem ersten Schritt machen", sagte sein Sprecher dem Blatt.
"Das sollen Daimler & Co. ruhig selbst bezahlen", sagte auch der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion Patrick Döring. "Wenn die Unternehmen einen Trend verschlafen, darf nicht am Ende der Steuerzahler dafür geradestehen - zumal, wenn die Konzerne gleichzeitig Milliardengewinne machen." Der wirtschaftspolitische Sprecher der Union, Joachim Pfeiffer (CDU), sagte, Kaufprämien seien derzeit "auf jeden Fall der falsche Ansatz". Es gehe darum, Forschung und Entwicklung zu fördern.